Die Ernährung nimmt im Ayurveda eine herausragende Stellung ein. Von der richtigen Ernährung sind die gesunde Entwicklung und Funktion des Körpers und der Gewebe abhängig. Nahrung baut den Körper auf und erhält ihn. Doch auch die Sinnestätigkeit, das psychische Wohlbefinden und die Klarheit aller Geistesfunktionen beruhen auf der richtigen Ernährung.
Über die Ernährung lassen sich viele Störungen auf körperlicher, psychischer und mentaler Ebene positiv beeinflussen. Einer der wichtigsten schriftlichen Überlieferungen des Ayurveda, die Caraka Samhita, meint dazu:
“Gesunde Nahrungsmittel und Getränke, deren Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz tadellos sind, werden von den Experten aufgrund eindeutiger Beobachtungen in ihrer Wirkung als die Lebensessenz der belebten Wesen angesehen.
Wenn sie auf beschriebene Weise eingenommen werden, so sind sie der Brennstoff für das innere Feuer (agni), fördern die guten Qualitäten des Geistes, stärken den Körper und die Gewebebestandteile, verleihen Ausstrahlung und befriedigen die Sinne.
Wenn man sich nicht gemäß den Regeln ernährt, so entsteht Krankheit.”
Essen ist stark emotional besetzt,
es kann zum Fetisch werden. Gerade in unserer westlichen Welt gibt es so viele Formen der Essstörung, dass man sich fragen muss, ob noch irgendwer einfach unbeschwert isst. Da sich Ayurveda so eingehend mit Ernährung beschäftigt, kann es leicht zu einem weiteren Diät-Kult missbraucht werden.
Es gibt kein gutes oder schlechtes Essen - es gibt nur das passende Essen
Ayurveda bestimmt jedoch nicht, welches Essen gut und welches schlecht ist. Ayurveda berücksichtigt, dass nicht für jeden Menschen jedes Nahrungsmittel geeignet ist und betrachtet ihn in seiner Individualität, mit seinen Anlagen, Neigungen, Fähigkeiten und Krankheitstendenzen. Diese Konstitution muss bei der Ernährung unbedingt beachtet werden, besonders wenn schon Krankheitsanzeichen bemerkt werden.
Mit individuell abgestimmten Nahrungsmitteln und Gewürzen die Gesundheit fördern
Die ayurvedische Kochkunst ist ein wesentlicher Teil der ayurvedischen Heilmittelkunde. Das Hinzufügen bestimmter Gewürze verändert die Eigenschaften von Nahrungsmitteln und macht sie für den jeweiligen Menschen verträglich. Die Erfahrung ayurvedischer Ärzte zeigt, dass viele Erkrankungen lediglich durch diätetische Maßnahmen heilbar sind, wenn der man bei der Erstellung des Ernährungsplans die Art der krankmachenden Faktoren klar erkennt und für jeden Fall individuell versucht auszugleichen und dabei auch Tages- und Jahreszeiten berücksichtigt.
Auf die Verdauung kommt es an
Die richtige, d.h. auf die Konstitution abgestimmte Ernährung ist untrennbar mit den Verdauungs- und Stoffwechselfunktionen verknüpft. Diese Verdauungs- und Stoffwechselfunktionen sind bei Vata, Pitta und Kapha unterschiedlich stark ausgeprägt, doch nur wenn diese funktionieren, kann der Körper die Nahrung auch verwerten. Ayurveda unterstützt daher mit Gewürzen und warmer (gekochter) Nahrung den Körper bei seiner Stoffwechselleistung.
Die Verdauung, das Verdauungsfeuer (agni) ist ein zentraler Punkt im Ayurveda. Eine gut funktionierende Verdauung ist die wichtigste Voraussetzung für Gesundheit, denn wenn die Nahrung nicht optimal verdaut, sprich umgewandelt werden kann, sammeln sich Schadstoffe (ama) an, lagern sich ab und führen zu vielfältigen Beschwerden und Erkankungen. Ayurveda betont auch die Bedeutung der Transportwege (srotas) für die Nahrungsbestandteile bzw. deren aufgespaltenen Bestandteile. Sie sind nicht nur für die Zufuhr der nährenden Essenzen von Bedeutung, sie müssen auch den Abtransport der Abfallprodukte (mala) leisten, um die Zellen gesund zu erhalten und den Körper bzw. seine Zellen natürlich und ständig zu nähren und zu entgiften (durch Stuhl, Urin und Schweiß).
Ayurveda - ein Hausmittel aus der Küche
Oft wird der Ayurveda als Küchenmedizin bezeichnet. In Indien ist der Ayurveda immer Allgemeinwissen gewesen. Die Anzeichen von leichten Störungen bei Familienmitgliedern konnten bereits durch die Wahl entsprechender Gewürze und/oder Nahrungsmittel an der Entwicklung zu schwerwiegenderen Erkrankungen gehindert werden. Die ayurvedische Ernährungslehre ist leicht zu erlernen und für jeden, der sich etwas bemüht, ohne viel Aufwand umzusetzen.
Wenn Sie Fragen zum Kochen nach ayurvedischen Richtlinien, bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne.
Im Ayurveda ist Balance der unterschiedlichen Energien in jeder Lebenslage von großer Bedeutung. Bei unserer Ernährung ist es auch das ausgewogene Verhältnis zwischen Säure und Basen, das uns gesund erhält.
Wie schon beschrieben, ist es wichtig, zu beachten, welche Nahrung für uns passend ist, unserem Dosha entspricht. Zusätzlich sollten wir darauf achten, uns im richtigen Verhältnis von Säure und Basen zu ernähren und richtig – vor allem ausreichend – zu trinken, dann fühlen wir uns fit und gesund und unser Körper funktioniert optimal.
Leider achten die meisten Ernährungs- bzw. Diätratgeber nur auf Kalorienanzahl, Eiweiß, Fett und Kohlehydrate und lassen dabei völlig außeracht, woher die Kalorien, das Eiweiß usw. stammen – das Säure-Basen-Verhältnis kommt meist gar nicht zur Sprache. Es ist jedoch entscheidend für unsere Gesundheit!
Übersäuerung ist ein Hauptgrund für viele Beschwerden, besonders für chronische Erkrankungen wie z.B. Allergien, Migräne, Verstopfung, Rheuma u. ä.. Es sind die sog. Zivilisationskrankheiten, die von Übersäuerung verursacht werden und bei denen die Schulmedizin nur die Symptome (meist die Schmerzen) behandelt, nicht aber die Ursachen. Neben dem Säure-Basen-Haushalt spielen vier weitere Bereiche in unserem Körper eine wichtige Rolle: Wasserhaushalt, Mineralstoffhaushalt, Lymphsystem und Haut. Und alle werden von zu viel Säure negativ beeinflusst!
Aber wir können täglich selbst etwas dagegen tun! Jede Nahrungs- und Getränkeaufnahme bestimmt unsere Säure-Basen-Balance und ist eine gesunde Chance.
70 – 80 % unserer Nahrung sollte basisch verstoffwechselt werden!
Leider ist es in unserer gewohnten „normalen“ Ernährung meist umgekehrt und der Basenanteil in unserer Ernährung beträgt oft sogar weniger als 20 %.
Ganz generell kann man sagen, dass Nahrungsmittel tierischen Ursprungs, Weißmehlprodukte, Genussmittel wie Kaffee, Schwarztee und Alkohol sowie Zucker in jeder Form im Körper sauer verstoffwechselt werden. Basisch essen bedeutet im Grunde vegane Ernährung mit einem hohen Gemüseanteil, Salat, (auch bitteren) Kräutern und wenig Vollkorngetreide sowie vollreifen Früchten und Beeren.
Zu den Säurebildern zählen auch so gut wie alle Fertigprodukte, Dosen- und Mikrowellennahrung sowie sog. Fast Food und alle Formen von Limonade. Wer auf Milchprodukte nicht verzichten will, sollte zu Joghurt, Buttermilch, Kefir sowie Sahne und Butter sowie (rohe) Vollmilch greifen, sie sind nur schwach säurebildend. Käse ist stark säurebildend! Statt mit Essig marinieren Sie besser mit Zitrone oder „Kanne Brottrunk“. Viele gute Tipps sowie eine Säure-Basen-Aufstellung finden Sie unter: http://www.zentrum-der-gesundheit.de/saure-und-basische-lebensmittel.html
Ausreichend Wasser trinken – ohne Kohlensäure!
Wir benötigen 2 – 3 Liter reines Wasser um alle unsere Zellen gut zu versorgen und sicher zu stellen, dass sowohl deren Abfall entsorgt wird und auch genug Nährstoffe zu ihnen gelangen können. Wenn der Durst kommt, ist es schon fast zu spät, dann leidet der Körper bereits unter Wassermangel. 6 bis 8 Gläser täglich sollten es auf jeden Fall sein – stellen Sie sich immer Wasser bereit, besonders vormittags, wenn der Körper auf Ausscheidung eingestellt ist.
Im Winter tut heißes Ingwerwasser (Wasser mit einer Scheibe Ingwer kochen) gut und hilft gegen kalte Hände und Füße, auch im Sommer sollten unsere Getränke lauwarm sein. Eiswürfel schaden dem Magen und der Verdauung. Wenn Sie mehr Abwechslung möchten, trinken Sie verschiedene Kräutertees (ohne rote Früchte), aber wechseln Sie die Sorten und süßen Sie nur sehr wenig oder besser gar nicht. Keinen Süßstoff verwenden!
Sauer macht dick und diätresistent
Oft ist auch Übergewicht vor allem eine Folge von Übersäuerung, besonders das gefährliche Bauchfett ist hier betroffen. Wenn der Körper jedoch wieder ausreichend Mineralien zur Verfügung hat und so die Säure im Körper weniger wird, kann er das schützende Fett los lassen und das Abnehmen geht voran. Viele Diäten fördern jedoch die Übersäuerung und führen so zu gravierenden Folgeschäden. Meist sind sie sehr einseitig und in der Praxis nur kurz durchzuhalten. Wir sollten jedoch nicht wochenweise auf Diät leben, sondern unsere Ernährung sehr langfristig umstellen – dann ist Übergewicht bald kein Thema mehr.
Eine häufige Frage: Sind Sojaprodukte empfehlenswert?
Tofu und (hochwertige) Sojasauce sind nur leicht säurebildend, Sojasprossen (meist Sprossen aus Mungbohnen) sind wie alle Sprossen basenbildend. Stark verarbeitete Sojaprodukte wie Fleischersatz oder Sojamilch sind säurebildend und stehen im Verdacht, allergieauslösend zu sein. Außerdem sind alle Sojaprodukte außer Tofu stark purinhaltig und daher bei Gelenk- bzw. Gichtbeschwerden zu vermeiden.
Wie stelle ich fest, ob ich übersäuert bin?
Um schnell einen Hinweis darauf zu bekommen, ob Sie übersäuert sind, beantworten Sie bitte folgende Fragen – schon ein „JA“ deutet auf Übersäuerung. (Genauere Aussagen lassen sich anhand von Säuremessungen des Harns treffen.)
Entsäuern durch Bewegung, Schwitzen, Baden und richtiges Atmen – und: Entspannen!
Nicht nur die Ernährung macht sauer! Auch unser Lebensstil, der wenig Bewegung, kaum Schwitzen aufgrund körperlicher Betätigung, aber jede Menge Stress und Sorgen bzw. Ärger bedeutet, übersäuert unseren Körper. Bewegen Sie sich täglich mind. ein halbe Stunde, entspannt spazieren gehen in frischer Luft, kombiniert mit tiefen Atemzügen reicht völlig. Sport, der zu Muskelkater führt, übersäuert noch mehr und stresst wieder.
Unterschätzen Sie nicht die Macht der Gedanken – wir sind nicht nur, was wir essen, sondern auch was wir denken. Ärger und Sorgen machen ebenfalls „sauer“, sogar noch mehr als die eine oder andere Speise. Versuchen Sie mit Entspannungstechniken gelassener zu werden und achten Sie auf ausreichend Schlaf.
Wenn Sie das Thema weiter interessiert empfehle ich folgende Bücher:
BodyReset von Jacky Gehring – sehr informativ und gut umsetzbar!
Die pH-Formel für das Säure-Basen-Gleichgewicht von Robert O. Young; theoretisch fundiert und eine Menge guter Rezepte – vor allem zur Gewichtsreduktion
Jungbrunnen Entsäuerung von Kurt Tepperwein – kurz, bündig und überzeugend;
Gesund durch Entschlackung von Peter Jentschura – für alle, die es ganz genau wissen wollen – sehr informativ und umfassend;
China Study von T.Collin Campbell, umfassendes und wissenschaftlich fundiertes Werk zum Thema vegane Ernährung (ein Kochbuch dazu gibt es ab Herbst 2013)
Individuell entsäuern mit der Typenlehre des Ayurveda von Ralf Moll
http://www.verlag-jentschura.de/de/downloads
Empfehlenswerte Kochbücher zum Thema Basisch kochen:
Heilsames Basenfasten, Basenfasten Das große Kochbuch, Basisch essen leicht gemacht und 300 Fragen zur Säure-Basen-Balance, alle 4 von Sabine Wacker
Basisches Kochvergnügen von Beate Pesch
Selbstverständlich sind auch alle Kochbücher, die sich mit Rohkost oder vegetarischer/veganer Küche befassen, sehr gut geeignet. Beachten Sie nur, dass die meisten Fleischersatzprodukte, z. B. aus Weizen, sehr künstlich und meist säurebildend sind. Nur Tofu ist lediglich leicht säurebildend, achten Sie auf Bioqualität.
Immer mehr Menschen erkennen, wie gut ihnen vegetarische Ernährung tut. Sehen Sie dazu diesen sehr interessanten Film: